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GERMAN
sozialkulturelle Interventionen im öffentlichen Raum
AM ANFANG STEHT DIE PROJEKTIDEE:
wenn in einem gewässer
kalte und warme tiefen zusammenkommen
wenn das schnelle und das langsame einen ausgleich finden
wenn lebensqualität und arbeit sich vereinen
wenn das grün in ein grau fließen soll
beginnen menschliche Gedanken
in verschiedensten Arten zu harmonieren
Vom globalisierten zum spezifisch definierten Raum der Möglichkeiten: wie eignen wir uns Räume an? Gewaltsam, behutsam, zwanghaft, überschneidend, zerstörend, energisch, integrierend, energetisch,…?
Im Projekt STRÖMUNGEN – eigens für spacelab entwickelt – wird das Gebiet aspern Seestadt! bespielt. Die Umgebung wird erforscht und deren jetzige und zukünftige Möglichkeiten künstlerisch erfahren. Dabei geht es vor allem darum, sich über Begriffe wie Identität und Cross-Culture basierend auf transnationalen Strömungen und Globalisierung an sich Gedanken zu machen.
Es gibt Strömungen aller Art – manche sind uns bewusst, manche nicht. Einzelne Strömungen wollen wir in einem offenen kreativen Prozess gemeinsam mit den Jugendlichen entdecken. Uns interessiert, wie Jugendliche heute eine multikulturelle Gesellschaft erleben. Wie bauen sie untereinander Beziehungen auf? Durch Bewegung, Stimme und durch die Verwendung digitaler Medien wollen wir eingefahrene Handlungsmuster aufbrechen, zum Fließen bringen und künstlerisch bearbeiten, sodass sich neue Sichtweisen daraus gewinnen lassen.
ÜBER DEN PROZESS
ES WAR EIN PLANEN, ERLEBEN, ENTWICKELN, PRÄSENTIEREN
In intensiver Arbeit mit den Jugendlichen von spacelab wurde innerhalb der drei Wochen durch performative Aktionen im öffentlichen Gelände, sowie dem Gebäude “Fabrik” in aspern Seestadt! das Projekt STRÖMUNGEN entwickelt. Das Projekt basiert auf einem Konzept, das von ART IN PROCESS eigens für spacelab erarbeitet wurde. spacelab kam uns mit viel Vertrauen entgegen und hat sich auf diesen sehr offenen, weil experimentellen Prozess, mit uns eingelassen.
Zunächst hat man versucht sich dem Wort Strömungen in der Gruppe assoziativ zu nähern. In diesem Zusammenhang begegnete man immer wieder sozialen, politischen und kulturellen Fragen. Unterschiedlichen Meinungen wurde Beachtung geschenkt. Es wurde, wie geplant, mit Bewegung und Sprache im Areal aspern Seestadt! experimentiert.
17 Videos (Videobilder, einzelne bis zu 30 min lang) dokumentieren die Aktionen. V.a. Türkisch wurde neben Deutsch als Sprachmittel eingesetzt.
In unzähligen zusätzlichen Stunden erarbeitete Bello aus dem digital aufgenommenen Material (Video und Sound) eine 42 minütige Videoinstallation für die Endperformance. Die ersten beiden Wochen wurde an freien Improvisationen gearbeitet, eine davon entstand am Stephansplatz, um die Jugendlichen mit einem stark frequentierten öffentlichen Raum vertraut zu machen. In der letzten Woche wurden die Jugendlichen intensiv auf die Live Performance vorbereitet.
In der Live Performance kamen die in den Wochen verwendeten Utensilien wieder zum Einsatz. Es gab einen strukturierten, dennoch aber experimentellen Ablauf vor Publikum. Das Publikum wurde gruppenweise in die Fabrik eingelassen, nachdem man es aufgefordert hatte, die Schuhe vor dem Eingang zu lassen. Drinnen angekommen sollte man sich in den Nischen der Farik platzieren und sein Handy abgeben.
Danach begann die Aktion, eine Mischung aus Prozession, sich über den Weg laufen, Licht und Schattenspiel – unterstützt durch die Videoinstallation als Wandprojektion. Es wurde der zu Anfangs geschriebene Text rezitiert, sowie verwendete Utensilien mehrmals aufgezählt. Die Aktion fand nach 45 min ein Ende.
Eine künstlerisch bearbeitete Video-Dokumentation, die jene dreiwöchige Arbeit mit den Jugendlichen sowie die filmisch festgehaltene Live Perfomance miteinander verwebt, verdeutlicht nochmals den erarbeiteten Prozess.
INTERPRETATION DER LIVE PERFORMANCE
Materialismus – Multikulturalität – Orientierungslosigkeit: die durch die Technologie stark voranschreitende Globalisierung eröffnet viele Möglichkeiten. Das extreme Überschneiden unzähliger Ebenen hindert uns aber oft daran, konkrete Ansätze zu kreieren. Konsumüberfluss und Informationsflut führen zu einer Überladenheit, die es uns immer mehr erschwert, uns selbst zu entdecken.
Worauf sollen wir uns konzentrieren? Wovon sollen wir uns nicht ablenken lassen? Woran halten wir uns fest? Wie gestalten wir unseren individuellen Lebensraum, den wir einnehmen?
Das Schlussbild: die TeilnehmerInnen haben sich nebeneinander platziert, als Gruppe, der es gelungen ist, den Raum miteinander, als Individuen, zu erobern.
aspern Seestadt! EIN GELÄNDE DES ENTDECKENS
Wo erst Neues entsteht, ist noch Raum zum Denken, zum Fühlen, zum Annähern.
Die Weite, die es hier noch gibt, schenkt Bewegungsfreiheit. Man ist noch nicht eingeschüchtert durch hohe oder eng aneinandergereihte Gebäude. Die Natur kann hier noch wirken. Man erfährt die Kraft der Sonne und des Windes. Momentan ein wunderbarer Ort sich darüber Gedanken zu machen, was es bedeutet, Räume einzunehmen, sie zu formen und zu verändern. Der Sonnenuntergang nach der Live Performance ist in Erinnerung geblieben. Es war fast niemand mehr da vor der Fabrik. Die künstlerische Intervention war damit vorüber und der Raum wieder der, den es vor drei Wochen durch unsere plötzliche Anwesenheit erst zu entdecken galt.
MIT UND DURCH UNS SELBST
Rückblickend konnten die anfänglich festgelegten pädagogischen Ziele erreicht und darüber hinaus weiter konkretisiert werden. Im spontanen Ausdruck der Improvisation wurde Raum zur positiven Veränderung geschaffen. AIP beschäftigt sich mit multikulturellen Räumen und dem Individuum mittendrin. Strömungen basierte auf experimentellen und von AIP speziell entwickelten Strukturen, einem partizipativen Arbeitsprozess, der den TeilnehmerInnen den Raum bot, sich zunächst ungezwungen dem Thema gemeinsam anzunähern, um sich dann bestmöglich darin individuell zu orientieren/einzubringen. Das Kunstprojekt verlief prozesshaft. Schwerpunkt war es, individuellen Einsatz und Eigeninitiative einzelner TeilnehmerInnen zu unterstützen, und diese in einem künstlerischen Umfeld zu aktivieren und vor allem zu fördern.
MOTIVATION ERLERNEN VERTIEFEN
Die TeilnehmerInnen lernten von AIP verwendete multimediale, interdisziplinäre Techniken kennen, und konnten in Anlehnung an diese im Projekt – unter Anleitung – eigene Talente ausbauen und stärken. Vor allem aber vor anderen diese Talente zulassen und somit das selbstbewusste Umgehen mit jenen erfahren.
REDEN TUN ENTWICKELN
Kommunikation wird von AIP anhand künstlerischer Methoden auf unterschiedlichsten Ebenen aufgebaut. Der dabei stattfindende Erfahrungsaustausch bezieht sich auf wesentliche, den TeilnehmerInnen bewusste, Problematiken. Erfahrungsgemäß fällt es den TeilnehmerInnen gerade durch das von AIP vorgegebene Grundgerüst des kreativen Prozesses wesentlich leichter, Stärken und Schwächen zuzulassen, zu erkennen, abzuschätzen und an diesen positiv zu arbeiten. Der bisherige/eigene Handlungsraum wird erweitert. Dies war auch innerhalb des Projektes Strömungen möglich. Es gab viele überraschende Momente, wo TeilnehmerInnen aufeinander zugingen, um sich vor anderen zu öffnen. Die abschließende Live Performance vor Publikum wurde von TeilnehmerInnen sowie Publikum nach ersten Reflektionen als äußerst positiv erlebt.
WACHSEN WEITERTRAGEN
Die Kollaboration von spacelab mit AIP bot den am Projekt Teilnehmenden die Möglichkeit, sich innerhalb einer Gruppe aktiv zu platzieren; einen Prozess gemeinsam durchzumachen und abzuschließen. Sich auf einen Arbeitsprozess einzulassen und ihn auch zu vollenden galt als wesentliches Mittel, gegenwärtig oftmals vorherrschender Orientierungslosikeit entgegenzuwirken.
Ein sich nicht vorzeitig aus dem Prozess wieder ausklammern, wurde am Ende mit dem Applaus des Publikums belohnt. Es gab viele lachende und zufriedene Gesichter. Einblicke in den gesamten Arbeitsprozess bietet auch die begleitende Fotodokumentation.
ERGÄNZENDES AUS EIGENER SICHT
Die Kollaboration mit spacelab war eine interessante Erfahrung. Der Prozess war mit dem vorgegebenen Zeitraum allerdings sehr knapp bemessen. Bei einem neuerlichen Projekt dieser Art wäre es wünschenswert, über einen längeren Zeitraum mit eigens dafür ausgewählten TeilnehmerInnen weiterzuarbeiten (nach einer allgemeinen Anfangsphase).
Konkret bedeutet dies, dass weniger Zeit in soziale Aktivierung und mehr Zeit in künstlerische Feinarbeit fließen könnte. Da es bei einem sozialen Kunstprojekt wie Strömungen um die aktive Teilnahme der Jugendlichen geht und um die Förderung bestehender Talente, wäre dies in einem konzentrierteren Rahmen besser möglich. Es könnten diejeningen, die sich tatsächlich aktiv einbringen wollen, mehr verwirklichen und ernsthaft auf bestehende Fähigkeiten aufbauen. Insgesamt war das Projekt seitens spacelab organisatorisch und sozialpädagogisch bestens gestützt und konnte daher in einem gesicherten Rahmen stattfinden. Die technische Assistenz in der Fabrik war hervorragend. Vielen Dank an alle, die sich an diesem Prozess beteiligt haben!
STRÖMUNGEN (German for currents, trends)
socio-cultural interventions in the public space
a collaboration project with spacelab – from 10 to 27 June 2013 – in Vienna, aspern Seestadt! Live Performance: 27 June 2013, 6pm
REVIEW
THE INITIAL PROJECT IDEA:
If in any stream
Cold and warm depths flow together
When the fast and the slow find a balance to each other
When lifestyle (in the meaning of quality) and work unite
When the green must lead into a grey
Then human thoughts start to find harmony
in different ways
(Bello wrote this text originally in German)
The commissioned project – especially designed for spacelab Vienna – discovers and observes current and future possibilities of the area aspern Seestadt! (one of Vienna’s newly developing outskirts). From the globalised to the specifically defined space of possibilities: How do we adopt a space? By force, gentle, obsessive, overlapping, destructive, integrating, energetic,…? The project looks into the meaning of identity and cross-culture, based on transnational movements and globalisation, as young people experience it today, particularly in large City environments like Vienna.
The project develops from a series of performance acts in public space. Individual participants from the spacelab confront themselves with culturally formed stereotypes and behaviour patterns, while using new media as a creative tool. How do young people communicate today? How do they shape and design their personal surroundings?
ABOUT THE PROCESS
IT WAS ABOUT PLANNING, EXPERIENCING, DEVELOPING, PRESENTING
The three weeks project has been developed through a participatory process under the involvement of young people aged 15 to 25 from the spacelab in Vienna. spacelab is a platform for young people of multicultural background. This platform provides young people with the chance to discover and build on talents within a supportive environment, while engaging in diverse project areas to prepare for the work force and/or further education. We designed a project especially for spacelab, who commissioned us to develop a series of performances in public space in different locations of aspern Seestadt! and in the building called The Factory. Together with around 20 participants we worked through a creative process that ended in a live performance in front of an audience.
In reflecting on the word Strömungen (currents, trends) we discovered and raised socio-cultural and -political questions that are of current interest and urgency for the people in Vienna. The participants were able to communicate different opinions. In this context we started to work with movement and speech/voice/language, based on our own work methods, and in relation to the work theme – occupying diverse spaces in the chosen location. 17 videos (single parts up to 30 min in length) document the individual actions. Particularly Turkish was used next to German – as a language tool in the performance work. Through a number of additional hours Bello edited the filmed material (video and sound) and prepared a 45 minutes video installation for the end performance. The first two weeks were used to develop free improvisations, one in Vienna’s City Centre (Stephansplatz) to familarise the participants with an audience around them. The last week was used to prepare towards the live performance. Objects that had been used during the single actions were used again in the live performance. The event was structured but still experimentally driven – in front of an audience. The audience was directed into The Factory in groups, after they had to leave their shoes outside the building. Inside the building people had to take a place along the sides of the building and leave their mobile phones on a table. A mix of procession, light, shadow and sound effects, supported by the video installation as a wall projection began to unfold. The initial project text (poem) was recited, and used objects numerated. The action took 45 min. An artistic video documentation mixes the three weeks performance work together with the end performance to illustrate the whole process that has been acquired.
INTERPRETATION OF THE LIVE PERFORMANCE
Materialism – Multiculturalism – Disorientation
Globalisation and Technology provide a lot of possibilities. The extreme overlapping of multiple levels hinder us to actually find a specific approach. Mass consumerism and information explosion lead us into an floridness, which makes it hard for us to discover ourselves. What should we concentrate on? Which things distract us most? What is it that we want to keep? How do we design our individual living environment that we occupy? The live performance’s apotheosis: the participants positioned themselves next to each other, as a group, they successfully have taken over the space together.
aspern Seestadt! A LOCATION OF DISCOVERY
Where something new starts to grow, is still room for thoughts, for feelings, for approaching something. The vastness of an area, which still exists in this case, presents latitude. You don’t get intimidated by buildings, huge or strung together closley. Nature can still thrive here. You can feel the power of the sun and of the wind. Momentarily a wonderful place to reflect on what it means to take over spaces, to shape them and to change them through our presence. The sun-set after the live performance got stuck in our head. There was nearly nobody left in front of the factory. The artistic intervention was over and the space left alone. It was again the space that we had started to occupy three weeks before.
WITH AND THROUGH OURSELVES
We could meet initially written educational guidelines and even expand on translating them into the creative process. We were able to create room for positive change through a spontaneously driven way of improvisation. AIP discussed how individual people could place themselves within multicultural spaces, based and influenced by socio-cultural and – political events around them. Strömungen (= currents/trends) was based on our specifically developed work methods concerning participative projects. Participants were invited to approach the process together in a sociable situation that helped them to orientate themselves within the group they had to work with. The actual project developed process-orientated. It did depend on the participants’ own enthusiasm and input, while learning to translate their feelings and emotions into an artistic work.
GROW FURTHER ABILITIES
The collaboration of spacelab with AIP provided the participants with the opportunity to strengthen their self-confidence in a creative environment. They had to place themselves actively within a group, had to realise a participatory art project, in which they could discover and build on talents they had, or which they wanted to extend on (concerning individual work force, education and training possibilities, social surrounding). It was meant to provide the participants with the chance to follow through a whole process, to work against disorientation. To go through the whole process was finally rewarded by the applause they got. There were many happy and laughing faces.
FURTHER OBSERVATIONS FROM OUR POINT OF VIEW
The collaboration with spacelab was an interesting experience. The process was probably quite short. With a new project under such conditions we would ask for a longer time period to work on the actual process with particularly chosen participants (after a few general introduction sessions).This means in fact that more time could be invested into the artistic finishing touch. Because a social art project like Strömungen asks for the active involvement of the young people, to support their existing talents, it would be better to work within a more concentrated situation. We would be able to support those, who wanted to get seriously involved, in much better ways. The project was overall well supported by spacelab concerning organisational and socio-educational matters. The technical assistance in The Factory has been excellent. Thanks to everyone, who took part in and supported this process along the way!