DER PRAGMATISIERTE

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nach dem gleichnamigen Stück von bello benischauer in 2 Akten und 4 Szenen

INHALT

Das Stück bespricht heutige Stereotypen, wiederholt Gesagtes aus dem Alltag und spiegelt gegensätzliche und ungereimte Einstellungen wider. Der Pragmatisierte, der auch der Traumatisierte heißen könnte, stilisiert festgefahrene Lebensumstände, die nicht mehr erlauben, über den Rand eigener Vorstellungen hinauszuwachsen.
In vier Szenen werden einem Der bessere Staat, Das staatliche Zuhause, Der Traumstaat und Das Staatsdrama vor Augen geführt. Die Menschen haben sich dem Materialismus verschrieben, in unterschiedlichen Formen und Stärken. Noch immer stellt Krieg eine Erinnerung dar, auch wenn sie keine selbst erlebte, sondern eine von der älteren Generation überlieferte ist. Der nachfolgende Materialismus hat die Einzelnen erobert und ist zur Gewohnheit herangereift. Zwischen alt Gewohntem und neu Angeeignetem ist es modern geworden sich mit alternativen Lebensmethoden auseinanderzusetzen. Eine andere Form des Konsumierens, ein Privileg westlicher Welt.
Gefangen in einem verworrenen Dasein von Erinnerung, Anerzogenem und schlicht Erdachtem leben drei Personen nebeneinander her ohne tatsächlich an der Gegenwart des anderen Anteil zu nehmen. Ein kurzes Ausbrechen aus dem Alltag und die Reise in das Traumland erweisen sich als Flop und werden letztlich davon überschattet, dass der Wohlstand im eigenen Land und somit ein sorgenfreies Leben gefährdet scheint. Man versteht sich, obwohl man sich eigentlich nicht versteht. Die Anschauungen des Hausherrn nimmt der Zuschauer als Geräuschkulisse oder als fremde Sprache wahr, die es aber nicht gelingt einzuordnen. Hausherr sowie Haushälterin schwanken zwischen konservativen und kritischen Anschauungen und spiegeln somit unterschiedliche Lebensanschauungen der Gesellschaft wider, während die Freundin des Hauses völlig in selbstbezogenen Idealen schwelgt.

Besetzung der Rollen
HAUSHÄLTERIN: elisabeth m eitelberger
HERR DES HAUSES: bello benischauer
FREUNDIN DES HAUSES: elisabeth m eitelberger

Umgesetzt im Stil des Existence Theatre – erarbeitet von ART IN PROCESS, 2012.

ZITATE

Leone Strizik:

Eine Persiflage der derzeitigen “Weltlage” auf hohem Niveau. Geistreich, kritisch und auch amüsant. Die 3 Charaktere teilen zwar das selbe Schicksal, aber sie sind nicht wirklich daran interessiert, wie es dem Anderen geht und schon gar nicht ganz Anderen, so wie im echten Leben.

Es kommt mir so vor wie “die babylonische Sprachverwirrung”. Es wird geredet, aber nichts verstanden, was ja durch die besondere Sprache des Pragmatisierten deutlich wird. Sicherheit, Ordnung, Struktur wird zwar angestrebt in den besseren Staaten, aber das funktioniert nicht mehr, die Schleier heben sich und die Scheinwelt wird entlarvt. Die Haushälterin ist ein Paradebeispiel für dieses starre Schein-System, ausgedrückt durch ihren Putzwahn.

Ja, und die Freundin des Hauses ist eine Esoterikerin par excellence, die sich im Licht ihres eigenen So-seins sonnt und selbst nicht aktiv etwas verändert.

Heide Riel:

zur haushälterin: wirkt für mich wie die graue eminenz, eher wie die hausfrau (die das sagen hat) als eine haushälterin. sehr klar dargestellt, sehr präzise. für mich ein synonym für das  “über-ich” in der psychoanalyse. in ihrer präsenz habe ich das gespräch über die sauna in der 3.szene deshalb zu banal für diese person gefunden. sie soll sich selbst nicht klein machen, sie ist die instanz für mich, die über allem steht und herrscht.

zum hausherrn: das lange hantieren ohne sprache gefällt mir. er wirkt psychotisch und ziemlich durchgeknallt (traumatisiert). die verwaschene kauderwelsch-sprache finde ich gut, je weniger erinnerung an eine wirkliche sprache desto besser hat es mir gefallen. meine assoziation dazu war: durch das lange mundtodsein (der geknebelte mund) hat er gar keine sprache mehr. in der 3.szene (traumstaat) hat er für mich zu viel bewegung gehabt, overacted, zu viel physisches. auch das wahrnehmbare der kurzen hose hat mich irritiert. es hat mich auf etwas physisches abgelenkt. er ist für mich das “es” in der psychoanalytischen form.

zur hausfreundin:neine sehr ätherische dame. sehr konsequente darstellung, manchmal sehr farblos, dann wieder recht pragmatisch (lesend in der 3.szene). wirkt manchmal ein wenig depressiv bzw. hat sie für mich gute und schlechte tage, die man ihr ansieht. sie ist für mich das “ich” in der psychoanalyse.

Sabine Wutschek:

Ich habe mir euer außergewöhnliches Sprechtheater angeschaut und finde es sehr, sehr gut, dazwischen kam sogar kurz das Wort GENIAL in meinen Sinn.Es sind zwei drei Schnitte dabei die kurz irritiert haben, aber ich bin dann gleich wieder in diese deutliche, spannende Sprache hineingefallen.  Obwohl ich die Untertitel sehr wichtig und sehr originell finde, fand ich es ab und zu schade durch das lesen der Untertitel, Bellos Laut- und Körpersprache nicht ganz aufnehmen zu können. Ich schätze sie sehr.